Sulzer findet in Klaus Stahlmann einen neuen CEO

21.02.2012, Zürich (awp) - Der Industriekonzern Sulzer hat nach längerer Suche einen neuen Konzernchef gefunden. Der Verwaltungsrat hat per sofort Klaus Stahlmann zum neuen CEO ernannt, welcher damit Finanzchef Jürgen Brandt als Interims-Chef ablöst. Dieser konzentriert sich damit wieder auf seine ursprüngliche Aufgabe. Für ein gewisses Unbehagen sorgte der Umstand, dass Stahlmann bei seinem früheren Arbeitgeber MAN im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre seinen Hut nahm, was indes von ihm und VR-Präsident Jürgen Dormann als für die Sulzer-Anstellung nicht relevant gesehen wird.

Der 51-jährige Deutsche Stahlmann verfüge über "umfassende globale Erfahrungen" in vielen Schlüsselmärkten von Sulzer und habe einen starken Leistungsausweis in der Führung von Unternehmen, hiess es seitens Sulzer am Dienstag. Zum Wechsel kam es, weil der ehemalige Sulzer-CEO Ton Büchner im November 2011 als CEO zum niederländischen Chemiekonzern Akzo Nobel abgewandert war.

Stahlmann hat bis 2011 als Top-Manager beim deutschen Fahrzeugkonzern MAN gearbeitet. Dort nahm er im Gefolge einer Korruptionsaffäre den Hut, die MAN bereits seit dem Jahr 2009 erschüttert hatte. Der 51-jährige Deutsche Stahlmann war ab 2010 bis im Februar 2011 Chef der MAN-Konzernsparte Diesel und Turbo. Die Staatsanwaltschaft München hatte damals Ermittlungen gegen Stahlmann "in Bezug auf Bestechung und andere Vorwürfe" eingeleitet. Zuvor hatte die Korruptionsaffäre bereits zum Rücktritt mehrerer MAN-Topmanager geführt.

GUTE ZAHLEN FÜR 2011 ERWARTET
Sulzer zeigte sich indes nach der Wahl von Klaus Stahlmann zum neuen CEO mit dieser Entscheidung zufrieden. "Wir hatten eine 'short-list' mit vier bis fünf Kandidaten. Herr Stahlmann ist der ideale Kandidat und wir haben keine Zweifel an seiner Integrität", sagte VR- Präsident Jürgen Dormann am Dienstag an einer Medienkonferenz.

Die Ermittlungen gegen Stahlmann durch die Staatsanwaltschaft München im Zusammenhang mit einem mutmasslichen Korruptionsfall beim deutschen Lastwagenbauer MAN seien am 16. Februar 2012 eingestellt worden, so Dormann. Die bürokratische Abwicklung dieses Falles habe den Zeitraum für Sulzer bis zur Ernennung des neuen CEO in die Länge gezogen. Er habe gehofft, dass das Ganze bis zum Jahresende 2011 über die Bühne gegangen sei. Stahlmann sei seit vergangenem August Kandidat Nummer 1 gewesen und auf ein paar Wochen mehr oder weniger sei es nicht drauf angekommen.

Dormann betonte, dass das Team unter Interims-CEO Jürgen Brandt in der Zwischenzeit sehr gut gearbeitet habe. "Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2011 vom kommenden Donnerstag werden dies belegen." Er kündigte in diesem Zusammenhang auch weitere Akquisitionen von Sulzer an.

Stahlmann betonte vor den Medien in Zürich, dass lediglich ein Ermittlungsverfahren stattgefunden habe und er nicht angeklagt und somit auch nicht verurteilt sei. Ausserdem habe es sich um einen Vorgang gehandelt, welcher vor seiner Zeit bei MAN stattgefunden habe. Er habe damals eine Zahlung autorisiert, die sich auf einen Vorgang im Jahr 2005 bezog, also zwei Jahre vor seinem Aufstieg ins MAN-Topmanagement.

VERFAHREN NACH ABGELTUNGSZAHLUNG EINGESTELLT
Das Verfahren ist gemäss Stahlmann eingestellt worden, nachdem er eine Abgeltungszahlung von rund 275'000 Euro geleistet habe. Er habe ein reines Gewissen, habe aber gradlinig weitermachen wollen, was mit dem Ballast eines Verfahrens schwierig geworden wäre. Dass er nun zum neuen Lenker von Sulzer werde, begründet Stahlmann damit, dass er hier seinen reichen Erfahrungsschatz auch kurzfristig einbringen könne. Zu den bestehenden Finanzzielen von Sulzer wollte er sich noch nicht äussern. Laut Dormann wird Sulzer am kommenden Donnerstag neue Ziele für die kommenden vier Jahre vorlegen.

Als Folge des aktuellen Wechsels, will Dormann seine Zeit im VR von Sulzer noch etwas ausdehnen und sich noch einmal für ein Jahr zur Verfügung stellen.

Die Sulzer-Aktien büssen bis am Dienstagmittag 1,8% ein.


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